Nachhaltiges Landmanagement –eine Herausforderung für alle

(BMBF-Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement”)

Die Nutzung von Land und natürlichen Ressourcen rückt verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Das hat seine Gründe: Das Klima wandelt sich, Städte wachsen, die Verteilung und Altersstruktur der Bevölkerung ändert sich und höhere Preise für landwirtschaftliche Produkte erhöhen den Druck, Flächen stärker zu nutzen. Die Folgen: Land ist knapp, Konflikte sind vorprogrammiert.

So konkurrieren die Produktion von Nahrungsmitteln und der Anbau nachwachsender Energierohstoffe regional und weltweit um produktives Nutzland. Das zeigt sich konkret in der aktuellen politischen Diskussion „Tank oder Teller“. Zudem wollen Umwelt- und Klimaschutz berücksichtigt werden. Gibt man dem Wachstum von Siedlungsflächen oder dem Erhalt landwirtschaftlich wertvoller Flächen den Vorzug? Fördert man lieber den Schutz der Biodiversität oder pflanzt man Plantagen für den Biomasseanbau? Das sind regionale Konflikte, die immer häufiger auftreten.

Neue Ideen sind gefragt, um diese Probleme lösen zu können und damit einen nachhaltigen Umgang mit der verfügbaren Landfläche zu finden. Lösungsansätze in der Landwirtschaft, in Kommunal- und Stadtplanung und in der Forstwirtschaft sowie im Naturschutz und Wassermanagement müssen zukünftig stärker ineinander greifen. Lebenswichtige Ökosysteme mit ihren Funktionen und Dienstleistungen für den Menschen, Biodiversität und regionale Wertschöpfung können sich gegenseitig ergänzen. Energie- und Stoffströme, wie zum Beispiel Wasser- und Nährstoffkreisläufe, sind am besten im regionalen Stadt-Land-Verbund sinnvoll zu managen.

Aufgabe von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft ist es deshalb, Vorschläge zu erarbeiten, die sich regional umsetzen lassen. Dazu brauchen wir neue Lösungen aus der Forschung – und eine neue Art des wissenschaftlichen Arbeitens. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat deshalb die Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“ initiiert.

So entwickeln die vom BMBF geförderten Forschungsprojekte Systemlösungen, die innovativ sind und sich gut umsetzen lassen. Im Mittelpunkt stehen Regionen, die besonders stark unter Veränderungen leiden. Beispiele für diesen Wandel sind der Verlust der Bodenfruchtbarkeit, Abholzung und Erosion, der Anstieg des Meeresspiegels, aber auch die Abwanderung junger Menschen aus ländlichen Regionen und die zunehmende Ausbreitung von Städten. Forscher arbeiten an Lösungen, die sich modellhaft umsetzen und auf andere Regionen übertragenlassen. Das könnte etwa der Aufbau neuer Wertschöpfungsnetze für Biomasse aus der Bewirtschaftung von Mooren oder die Entwicklung neuer Organisationsformen des Landmanagements sowie nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden im Reisanbau sein.

Dazu arbeiten Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen und Praktiker aus den Regionen in den inter- und transdisziplinären Projekten aktiv zusammen. Gemeinsam mit Akteuren aus Vereinen, Initiativen, Politik, Unternehmen, Verbänden und Flächeneigentümern entwickeln sie anwendungsorientierte Strategien und Maßnahmen. Das Ziel: Die Menschen vor Ort können die Lösungen dauerhaft nutzen und auch andere Regionen diese Ideen umsetzen.

Die Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“ setzt auf zwei Schwerpunkte.

Im Fokus des Forschungsinteresses stehen im Modul A Wechselwirkungen und gegenseitige Abhängigkeiten zwischen den Themen Landmanagement, Klimawandel und den Dienstleistungen der Ökosysteme. Zwölf Projekte analysieren komplexe Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Globalisierung, Klimawandel, Verlust der Biodiversität, Wachstum der Bevölkerung und Urbanisierung. Dafür erarbeiten die Wissenschaftler Lösungsansätze, um die Projektgebiete für die Veränderungen zu rüsten. Mit dem gewonnenen Wissen sollen Maßnahmen in den Regionen umgesetzt werden. In Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort entwickeln und erproben die Wissenschaftler Vorschläge, wie wichtige Ökosystemdienstleistungen erhalten werden können. Verteilt sind die zwölf Projekte in Afrika, Asien, Südamerika und Europa.

Im Modul B konzentrieren sich die Forschungsarbeiten auf eine integrierte Stadt-Land-Entwicklung. Ziele sind, auf regionaler Ebene Wertschöpfung zu stärken sowie Energie- und Stoffströme zwischen Stadt und Land zu optimieren. Im Fokus der 13 Projekte steht, neue, nachhaltige und praktikable Handlungsansätze für Regionen mit unterschiedlichen Herausforderungen in Deutschland zu entwickeln und umzusetzen. Dafür ist es notwendig zu verstehen, welche Faktoren die Landnutzung beeinflussen und wie sie voneinander abhängen. Typische Fragestellungen sind zum Beispiel, wie Energie-, Umwelt-, Agrar-und Strukturpolitik sowie Siedlungs- und Verkehrsentwicklung zusammenwirken. Oder: Wie nehmen Eigentümer Einfluss auf die Landnutzung?

Die Projekte sind inhaltlich sehr vielfältig. Sie beschäftigen sich etwa mit der Anpassung technischer Infrastruktursysteme an eine veränderte Nachfrage, der ressourceneffizienten und emissionsarmen Siedlungsentwicklung, der dezentralen Versorgung mit erneuerbaren Energien oder der integrierten Nutzung von Land- und Wasserressourcen.

Zwei wissenschaftliche Begleitvorhaben flankieren diese Forschungsvorhaben. Sie sind am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Leipzig (für Modul A) und am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. in Müncheberg (für Modul B) angesiedelt. Die Begleitvorhaben unterstützen die Projekte bei der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Gleichzeitig führen sie die Erkenntnisse aus den Projekten zusammen und erarbeiten querschnittsorientiert eigene Ergebnisse. So entstehen neue Informationsgrundlagen, Modelle zur Landnutzung oder Empfehlungen zum Landmanagement, die generellen Charakter haben, übertragbar sind und für weitere ähnliche Regionen Anwendung finden können.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will mit der Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement“ zur Entwicklung und Umsetzung konkreter Lösungen für globale und regionale Herausforderungen beitragen. Gesucht werden neue Perspektiven, um verantwortungsvoll mit der knappen Ressource Land umzugehen.