Forum "Nachhaltiges Landmanagement - Community"

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Thema: Energiewende und demografischer Wandel

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ChristianStrauß
Christian Strauß
Dabei seit: 13.10.2015
Beiträge: 4
Verfasst am: 13.10.2015
Der Deutsche Bundestag hat im März 2011 in Folge des Reaktorunfalls in Fukushima den Atomausstieg beschlossen. Auch im Bundesland Brandenburg werden Ziele, Strategien und Maßnahmen zur Energiewende entwickelt. Sowohl hinsichtlich zentraler als auch dezentraler Lösungen nimmt Brandenburg bei beiden Systemansätzen eine bedeutende Rolle ein. Insbesondere die gemeinsame Umsetzung der Energiewende in Stadt und Land ist von zentraler Bedeutung.

Die Herausforderungen der Energiewende werden aber auch durch andere große gesellschaftliche Herausforderungen überlagert, unter anderem durch den demografischen Wandel. Daher muss diskutiert werden, welchen Einfluss Alterung, Schrumpfung und Vielfalt der Bevölkerung auf die Möglichkeiten zur Umsetzung der Energiewende nehmen: Wie können zum Beispiel innerstädtische Brachflächen für die Energiegewinnung eingesetzt werden? Engagieren sich ältere Einwohner in Energiegenossenschaften? Investieren Bürger in abgelegenen Regionen in die energetische Haussanierung? Der Einfluss des demografischen Wandels auf die Gewinnung, den Transport und die Nutzung von Energie birgt damit Chancen wie Risiken für die Umsetzung der Energiewende in Brandenburg und die nachhaltige räumliche Entwicklung.

Diese und weitere Fragen gilt es zu beantworten, obwohl nicht klar ist, wie der demografische Wandel zukünftig tatsächlich in den Quartieren, Städten und Regionen verlaufen wird. Zukunftsfähig erscheint daher die Entwicklung so genannter resilienter Lösungen: flexibel auf den demografischen Wandel reagierende Maßnahmen. Darüber hinaus sollten diese Lösungen den Zielen der nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung gegenübergestellt werden, um sie zu „energieräumlichen Perspektiven“ zu verbinden: zukunftsfähige Lösungen, die gleichermaßen ökologische, ökonomische und soziale berücksichtigen. Gelingt dies, werden Landnutzungskonflikte („Trog, Tank und Teller“) gelöst, gemeinsame Perspektiven für Stadt und Land entwickelt und schließlich ein nachhaltiges Landmanagement erreicht.

Ein aktuelles Studienprojekt zur Stadt- und Regionalplanung an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus – Senftenberg verbindet die beiden Themen Energiewende und demografischer Wandel. Ziel des Projektes „GERD – Governance der energie-räumlichen Entwicklung im demografischen Wandel“ ist die Untersuchung der wichtigsten Akteure in einer Region, ihrer Bedürfnisse und Ziele sowie ihrer Handlungsmöglichkeiten. Das Projekt geht davon aus, dass bei der Energiewende und im demografischen Wandel unterschiedliche Akteure, Ziele, Risiken und Instrumente festzustellen sind. Daher werden Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Wechselwirkungen in den Maßnahmen zur Energiewende und zum demografischen Wandel identifiziert. Auf dieser Grundlage werden die Möglichkeiten diskutiert, wie die Maßnahmen zur Energiewende unter den Bedingungen des demografischen Wandels angepasst werden müssen: So werden zum Beispiel die Möglichkeiten der Nutzung von Siedlungsbrachen für die Energiegewinnung ebenfalls untersucht wie die Vorteile einer regionalen Wertschöpfung durch Verwendung von Sekundärressourcen.

Grundlage für die Bearbeitung des Projektes sind zunächst die Ergebnisse aus der BMBF-Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement – innovative Systemlösungen“. Das Begleitvorhaben wird vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. durchgeführt. Das Studienprojekt geht zudem auf die Ergebnisse aus der Dissertation des Projektleiters Dr.-Ing. Christian Strauß „Ziele im Stadtumbau Ost“ ein (2014 veröffentlicht). Denn wie im Stadtumbau als Reaktion auf den demografischen Wandel überlagern sich auch in der Energiewende Anpassungsstrategien vor Ort und überörtliche Vorgaben.