Forum "Nachhaltiges Landmanagement - Community"

Herzlich willkommen im Forum "Nachhaltiges Landmanagement – Community"! 

Thema: Landnutzungskonflikte und Innenentwicklung

Autor Nachricht
ChristianStrauß
Christian Strauß
Themenersteller
Dabei seit: 13.10.2015
Beiträge: 4
Verfasst am: 23.05.2016
Die Steuerung des sparsamen und nachhaltigen Umgangs mit Flächen unter der Leitlinie der Innenentwicklung ist eine zentrale Aufgabe für Gemeinden und Regionen. Es gilt, die Neuausweisung von Flächen für Siedlung und Verkehr erheblich zu verringern, innerörtliche Baulandpotenziale zu nutzen sowie den Freiraum zu schützen und zu entwickeln.
Diese Strategien tragen zum einen zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung bei, indem mit der Erhaltung oder der Erhöhung der bisherigen Siedlungsdichte wichtige Beiträge zum Schutz natürlicher Ressourcen, zur effizienten Entwicklung von Siedlungsstrukturen sowie zur Stabilisierung von Nachbarschaften geleistet werden. Zum anderen werden auch Landnutzungskonflikte im Freiraum reduziert, indem die verbleibenden Flächen zum Beispiel für die Nahrungsmittelproduktion, Energiegewinnung oder Erholung zur Verfügung stehen.
Diskutieren Sie mit, inwiefern Landnutzungskonflikte durch Innenentwicklung gelöst werden können!
SeRo
Sebastian Rogga
Dabei seit: 05.06.2014
Beiträge: 4
Verfasst am: 23.05.2016
Auf den ersten Blick scheint mir nicht schlüssig zu sein, warum eine verstärkte Innenentwicklung landbezogene Konflikte eher auflösen sollte, anstatt sie im städtischen Raum weiter zu verstärken. Dies wäre zumindest die Diagnose eines Stadtsoziologen, denn ob die sukzessive Nachverdichtung in den ohnehin schon stark verdichteten Innenstadtvierteln nicht doch zu weniger Lebensqualität führt, würde ich mal in den Raum stellen wollen. Das Leitbild der Nachhaltigen Stadt wird, meiner Meinung nach, unter dem Eindruck sich verringender Lebensqualität seiner Bewohner auf Dauer nicht haltbar sein. Da hilft es auch nicht, den Schutz der Freiräume als Pluspunkt zu verkaufen, wenn vor dem eigenen Fenster eine neue Hauswand hochgezogen wird.
KScho
Klaus Schormann
Dabei seit: 23.05.2016
Beiträge: 2
Verfasst am: 23.05.2016
Eine steigende Urbanisierung und der damit verbundene Druck auf Flächen und die
daraus folgende Verdichtung ist meines Erachtens nur schwer zu beeinflußen. Die
Frage, die für mich zentral ist, ist inwieweit sind die Bürger vor Ort
eingebunden in den Prozess der Innnenentwicklung. Sich dem steigenden Druck zu
stellen bedeutet in erster Linie Akzeptanz für Strategien und Entwicklungen bei
den Bürgern zu schaffen.
ChristianStrauß
Christian Strauß
Themenersteller
Dabei seit: 13.10.2015
Beiträge: 4
Verfasst am: 30.05.2016
Innenentwicklung setzt an einer qualitativen Strategie an: Das Ziel ist nicht "Innenentwicklung um jeden Preis" oder eine Verdichtung und Bebauung aller Flächen. Qualitative Innenentwicklugn meint vielmehr den strategischen Umgang mit Landnutzungsfragen, um an geeigneten Stellen Stadt weiterzubauen und an anderen Stellen Freiflächen auch dauerhaft freizuhalten und zu qualifizieren, z.B. durch Entsiegelung und Freiflächenvernetzung. Damit werden Funktionen und Ökosystemdienstleistungen von Freiflächen innerhalb der Stadt in ihrer Wirkung potenziell gestärkt. Umgekehrt wird durch das Freihalten von Flächen im Außenbereich die Stadt-Land-Vernetzung erhöht (Freiraumverbund). @KScho: ich gebe Ihnen recht, dass dabei Interessen und Widerstände der Bevölkerungsgruppen erkannt werden müssen, um Landnutzungskonflikte zu reduzieren, nachhaltige Landnutzungsziele gemeinsam zu formulieren und entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Aber wer kann solche Governance-Prozesse befördern?
KScho
Klaus Schormann
Dabei seit: 23.05.2016
Beiträge: 2
Verfasst am: 06.06.2016
Ich denke, es kann nicht darum gehen, noch zusätzliche Strukturen, Zuständigkeiten und Abhängigkeiten zu schaffen, in dem man neue Governance-Ebenen in der Raumplanung einzieht. Die Antwort liegt doch auf der Hand: Die raum-und städteplanenden Behörden müssen ihren Auftrag der Bürgerbeteiligung endlich mal Ernst nehmen und nicht nur formaljuristisch abarbeiten. Dazu braucht es aber auch den entsprechenden Rückhalt und Ressourcen übergeordneter politischer Ebenen. Die Stadt Heidelberg hat die Bürgerbeiteiligung bei der Entwicklung alter Kasernengelände, die durch den Abzug der US-Streitkräfte freigeworden sind, mustergültig gestärkt. Zusätzliche Stellen wurden geschaffen, neue partizipative Methoden werden dort erprobt. Das alles geschah aber erst, nachdem der BM mit dem Ausbau der hiesigen Stadthalle, die er quasi im Alleingang vorantrieb, mächtig auf die Nase gefallen ist. Ein Umdenken muss in den Köpfen ganz spezifischer Schlüsselpersonen in Politik und Verwaltung ankommen - wäre dies nicht der passende strategische Ansatz?
Mir ist im Übrigen nicht ganz klar, warum das Freihalten von Flächen im Außenbereich die Stadt-Land-Vernetzung erhöhen soll?
ChristianStrauß
Christian Strauß
Themenersteller
Dabei seit: 13.10.2015
Beiträge: 4
Verfasst am: 08.06.2016
@KScho: Ich gebe Ihnen recht, dass es nicht sinnvoll ist, unnötige Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Zugleich ist aber festzustellen, dass Landnutzungskonflikte zunehmen. Nehmen Sie zum Beispiel die beiden wichtigen Handlungsfelder Flächennutzung und klimagerechte Stadtentwicklung: Hier entstehen neue Landnutzungskonflikte, die gelöst werden müssen. Und es sind neue Akteure miteinander im Gespräch - oder im Konlikt. Zugleich fehlt bislang aber eine "Arena", in der die Lösungen gefunden werden können. Die Raumplanung kann zwar bodenrechtliche Belange abwägen, aber sie kann nicht alle klimabezogenen Fragen und Fachplanungen integrieren. Es braucht also neue Diskussionsstrukturen und Moderatoren. Entsprechend würde ich meine Aussage bekräftigen, insbeondere im Blick auf "Innenentwicklung und Klimagerechtigkeit".